Der Wechsel des Ex-Finanzsenators nach Köln wird im Landesverband der Union kaum bedauert. Der 49-Jährige wird noch in diesem Jahr für den Posten des Kölner Oberbürgermeisters kandidieren.
Berlin - Kein Wort des Bedauerns. In der Berliner CDU wünschen Parteiführung und Funktionäre der zweiten Reihe dem Parteifreund Peter Kurth für die Zukunft alles Gute. Ja, er geht nach Köln, um dort für den Posten des Oberbürgermeisters zu kandidieren. Das bestätigte Kurth am Dienstag dem Tagesspiegel. „Für mich ist das eine tolle Herausforderung.“
Er habe gern in Berlin gearbeitet und bereue nichts, sagte der ehemalige Finanzsenator. Und er finde es schade, seinen Kreisverband Pankow zu verlassen, dessen Vorsitzender er noch ist. Aber der CDU-Landesverband? „Das Thema ist durch.“ Es werde auch keine Abschiedsparty geben, das sei eh nicht sein Stil. Kurth versicherte aber, dass er seine beruflichen und politischen Aufgaben in Berlin nicht Knall auf Fall hinwerfen wolle. Schließlich seien es bis zur Bürgermeisterwahl noch 111 Tage.
Das Dienstleistungsunternehmen Alba teilte mit, dass ihr Vorstandsmitglied Kurth am 15. August den Konzern verlassen werde. Er scheide „im allerbesten und freundschaftlichen Einvernehmen“ aus. Auch CDU-Landeschef Frank Henkel schickte dem scheidenden Parteifreund gute Wünsche hinterher: „Die Kölner CDU hat mit Kurth einen exzellenten Kandidaten für den Oberbürgermeisterwahlkampf.“ Henkel sieht keinen Grund, „diesem profilierten Wirtschafts- und Finanzpolitiker“ gram zu sein, weil er die Union in Berlin verlässt. „Mein Verhältnis zu Kurth ist sehr entspannt.“
Selbst Volker Hassemer, Urgestein der Liberalen im CDU-Landesverband, findet es nicht schade, dass Kurth geht. Denn die Berliner CDU sei im Neuaufbau begriffen. Da seien die früheren Kämpfer beider Seiten „nicht mehr unverzichtbar“. Der Landesverband müsse jetzt mit frischen Leuten einen anderen Weg gehen. Für Köln sei Kurth, „der kein Hitzkopf, sondern ein ruhiger Facharbeiter mit politischem Verstand ist“, genau der richtige Mann. René Stadtkewitz, Vorgänger Kurths als Pankower CDU-Kreischef, sieht in dessen Wechsel nach Köln auch keinen größeren Verlust. „Wir werden schon nicht kopflos werden.“
Dem erzliberalen Wirtschaftsmann Kurth, der sich vor einigen Jahren als schwul outete, gelang es in Berlin zwar, Parlamentarier, Staatssekretär und Finanzsenator zu werden. Aber immer gegen den erbitterten Widerstand der Traditionalisten und Besitzstandswahrer. Nicht zuletzt gegen den Ex-Landeschef Ingo Schmitt. Aber führende Parteiämter, etwa der Landes- oder Fraktionsvorsitz, blieben ihm ebenso verwehrt wie die Spitzenkandidatur bei Abgeordnetenhauswahlen. In Köln wird er kein Fremder sein. Dort ist der gebürtige Siegburger familiär tief verwurzelt und hat auch in der NRW-Landesregierung mit den Ministern Andreas Krautscheid und Christa Thoben Freunde und Unterstützer. Aber was ist, wenn Kurth die Bürgermeisterwahl verliert? Dazu sagt er nichts, das bleibt erst mal sein Geheimnis.
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